Wilde Weibsbilder in Neuwied
Galerie Mennonitenkirche zeigt Arbeiten von Maler Peter Haese

    Von L. Sauer-Kaulbach

    NEUWIED. "Supergirls" ist
die  Ausstellung  überschrie-
ben, aber eher noch möchte
man sie  "Superweiber"  nen-
nen, die unverkennbar weibli-
chen Wesen, die Peter Haeses
Leinwände  beherrschen. Mit
ihren  monumentalen,  mächti-
gen Körpern  füllen sie die Bil-
der fast bis zum letzten Quad-
ratzentimeter aus.
    Weit aufgerissene  Münder,
voluminöse, wahrlich hervor-
ragende, hervorstechende
Brüste. Das ist der erste Ein-
druck angesichts der Arbeiten
des 1936 in Berlin geborenen,
im pfälzischen Kandel leben-
den HAP Grieshaber-Schülers
in der Städtischen Galerie
Mennonitenkirche Neuwied.
Einer, der emanzipierte Frau-
en er- und verschrecken kann,

sie möglicherweise zu Klagen
über solch monomane, ma-
chohafte Sicht von Weiblich-
keit provoziert. Nicht ganz zu
Recht allerdings.
   Tatsächlich sind die in un-
gebärdigem, teils noch vom
anfangs verfolgten informel
beeinflussten Gemälde, von
der malerischen Wildheit der
80er zehrenden Weiber des
Peter Haese eher ein hohes
Lied auf die Frau. Hier ist sie
ein Wesen, bei dem sich Kör-
per und Geist, Erotik und In-
tellekt nicht im Wege stehen,
sondern spannend paaren.
   Die Frau das positive Kör-
perwesen. Dies gilt für Haese
offensichtlich erst recht, wenn
zu dessen Attributen nicht nur
beautiful, sondern auch black
zählt. Schwarz ist nicht zufäl-
lig die dominierende Farbe
seiner Schönen die ihnen et-
was Urtümliches, Exotisches,
Befremdliches, etwas ebenso
Macht- wie Geheimnisvolles
verleiht. Dabei sind diese Su-
perweiber ohnehin mindes-
tens ebenso verführerisch und
anziehend wie bedrohlich,
sind das eine vielleicht gerade
wegen des anderen.
   Wie man/frau denn auch
nicht eindeutig ausmachen
kann, ob die in schrillem Sig-
nalrot leuchtenden großen
Münder - oft einziger, klar
auszumachender Teil des Ge-
sichts - zum verführerischen
Lächeln oder in gefährlicher
Gier aufgerissen sind. Dass
beides zugleich denkbar ist,
macht den wahren Reiz der ty-
pisierten Supergirls des Peter
Haese aus.

Bis 28.Februar, Di-Fr 14-18, Sa/So 11-16 Uhr

Rheinzeitung Koblenz , Kultur , 26.01.2001